Sonntag, 30. Januar 2011

Zeitunglesen

Für mich ist das Zeitungslesen ein alltäglicher Programmpunkt – ein Teilnehmen am Neuen, am Aktuellen und ein Vergleichen der Meldungen mit denen aus Rundfunk und Fernsehen.
Denn wenn ich nach dem Mittagessen die Tageszeitung lese, sind mir ja die wichtigsten Meldungen aus dem Radio bekannt. Ich weiß eigentlich schon, was mich im großen und ganzen erwartet!

Trotzdem genieße ich diese Nachlese. Ich überlege und bearbeite den Inhalt einer Zeitung ganz anders, als wenn ich die Nachrichten Schlag auf Schlag vorgesetzt bekomme! Wenn ich die Zeitung entfalte und den Rundblick in die Welt mache, lasse ich mir Zeit – mache mir meine eigenen Gedanken dazu.

Ja, ich lese einen Artikel oft ein zweites Mal! Oft bin ich bereit, ihn auszuschneiden, um ihn eventuell mit meiner Familie zu diskutieren. Längere Berichte lege ich auf meinen Nachttisch, um sie am Abend (es muß ja nicht heute sein!) in Ruhe lesen zu können.
Mit der Zeitung habe ich noch die Muße zu denken, und das Tempo, wie es eben bei meinem Denken sein muß, gebe ich an. Oft werde ich angeregt, meine Meinung oder Feststellung zu einem Artikel kundzutun. Dann schreibe ich sogar einen Leserbrief!

Zum Höhepunkt einer Alltagswohltat (einmal in der Woche muß es sein!) zählt das Zeitunglesen in einem Kaffeehaus. Ich weiß schon, dass zwischen Zeitung und Zeitung zu unterscheiden ist. Ich nütze das Angebot der Zeitungsbibliothek, und da kann es schon vorkommen, dass ich hinter den Zeitungen für längere Zeit „verschwinde“!
Auch ein Zahnarztbesuch ist für mich interessant, denn bei „meinem“ Zahnarzt ist das Zeitungsangebot im Wartezimmer sensationell!

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Vorweihnachtszeit

Saisonbedingt fallen in dieser Zeit zusätzliche Erledigungen an. So war es auch an einen dieser schon dunkleren Nachmittage in der ersten Adventwoche. Ich war in Gesellschaft unseres Enkels Enzo. In der Wohnung duftete es: es war der Guglhupf im Backrohr! Guglhupf, der Besondere: mit extra viel Nüssen und Rosinen, von Enzo gerührt! Die Backrohruhr tickte!

Nun teilten wir uns den Tisch in der Diele. Enzo saß mit seinen Legobausteinen auf der einen Schmalseite und baute Häuser für seine Stadt. Vis-á-vis erledigte ich Weihnachtspost – trotz E-mail-Zeitalter – handschriftlich! Ein Stapel Kuverts vor mir, Karten, Adressenliste und mit guten Gedanken an den jeweiligen Adressaten!
Mit viel Vergnügen und Freude beobachtete ich heimlich mein Gegenüber! Wie konzentriert er war, das zeigte seine kleine Zungenspitze, die er, wie sein Großvater, vor die Lippen schob! Leise hörten wir auch Weihnachtsmusik und ab und zu hob Enzo seinen Kopf, wenn ihm eine Melodie besonders gefiel – das teilte er mit einem kurzen Kopfnicken mit!

Da plötzlich ertönten zeitgleich mein Handy, das Festnetztelefon und die Backrohruhr! Wie vom Blitz getroffen sprang ich auf – verschob den Tisch, mein Sessel kippte um, etliche Kuverts rutschten auf den Boden – ich war in Action! Wo war das Handy? Was sollte ich zuerst tun? Der Guglhupf muß aus dem Rohr! Wer ruft uns an? .....Ich erledigte dann alles sehr hektisch!

Als ich zu meinem Platz zurückkam, hob Enzo die letzten Briefumschläge auf, legte diese lässig auf den Tisch und meinte dann lakonisch:“Omama, setz`dich wieder hin und entspann`dich!“ Das aus dem Mund eines Dreijährigen!
Seine Architektenarbeit bewunderte ich dann ausführlich!

Ich pack's nicht mehr

Auf meinem zehnminütigen Weg zum Bahnhof zählte ich acht Exemplare von Objektkunst im Kleinformat. Es glich kein Gebilde dem anderen. Begonnen bei der Farbe über die Größe, der Konsistenz bis hin zur Form! Von granit-schwarz glänzend, dem satten Ocker, dem schmutzig Gelb, dem durchmischt gepunktelten Orange, von der Moosbeerfarbe bis hin zu dunkelbraun, bleigrau und fast weiß! Man stelle sich die Farbenvielfalt einmal vor!

Aber erst die bizarren, auch allgemeinen Formen! Eine Miniburganlage, gezielt hingelgt am Gehwegrand, übergehend in unsere Wiese!Dann die parallel liegenden zwei Würstchen, schon etwas angetrocknet! Gleich drei Schritte weiter: der Kringelform musste ich zweimal ausweichen!

Die Formen unterschieden sich auch in ihrer Beschaffenheit: einmal cremig-weich, die zweite schuppig fest. Die flüssige Flade lag kurz vor dem Zebrastreifen – beschädigt! In ihr war der Abdruck einer kleinen Schuhgröße zu sehen – tipp,tapp- eine Spur verlief in meine Richtung.
Elegant geschichtet lagen dann die dunkelbraunen Bröckerln mitten auf dem Weg – direkt keck herausfordernd: steig drauf! Ich habe sie überstiegen mit einem vorauseilenden Blick! Wie ein Zwergenolymp lag das gedrückte Häufchen auf einem Stein – der Zufall hat es so gewollt! Meine Gedanken schossen hin und her – was ist mir da in meinem bisherigen Dasein alles entgangen?

Sind das alles „typische“ Ausscheidungen der einzelnen Hunderassen? Der kleine Schnauzermischling wird wohl die kecken Würsteln hergeben! Der reinrassige Schäfer setzt sicher die Minburganlage! Der Pitbull-Rüde ist vielleicht der Fladenspezialist! Und „Pinki“ , der Pudel, bevorzugt die Kringel!

Ja, und nun hatte ich auch die Erkenntnis und Bestätigung: wegen dieser „Wunderdinge“ stehen manche Hundehalter interessiert befriedigt dabei, wenn die Lieblinge ihr „Geschäft“ erledigen. Und das auf unserem Weg, damit wir ja nicht diese „Kunstwerke“ übrsehen!

Und als ich am Abend nach Hause kam, musste ich mir hellbraune Hundescheiße aus den Profilsohlen meiner Schuhe kletzeln!
Ich pack`s nicht mehr!

Singles

Eins und eins sind zwei und zwei Gleiche sind ein Paar und ein Paar Handschuhe braucht man wohl zu dieser Jahreszeit. Gerade der vergangene November und Dezember habens bestätigt!

Aber manche dieser Paare scheinen nicht für immer vereint zu bleiben, denn wie wäre es möglich, dass e i n roter Fingerhandschuh keck mit gestreckter, für den Zeigefinger gedachten Umhüllung, von dem Zaunpfahl herunterwinkt? Ein Rechter war`s!
Oder ein schwarzer Fliesfäustling verlassen auf der Parkbank liegt? Ein feiner Lederhandschuh zusammengewuzelt im Gras? Ein Strickfäustling, getreten in der Lacke schwimmt? Und einer als Pünktchen auf dem leeren Parkplatz vor dem Supermarkt? Auf der Gartenmauer der geringelte Kinderhandschuh?

Sie alle werden nie mehr zu ihrem Partner kommen, ihr Schicksal ist wohl besiegelt – oder nicht?
Auf jeden Fall: allen Findern, die diese Singles dann so prominent platzieren, ein herzliches Dankeschön. Es sind wohl die Personen, denen vielleicht auch ab und zu ein Stück ihrer Handschuhpaare abhanden kommt!
Ich bin so eine Person.

Donnerstag, 18. November 2010

Das Basilikummädchen

Mein Cousin Hans Thoma, 85 Jahre, einst Referent für Ausbildung und Bergführerwesen im Deutschen Alpenverein-Summit Club. Hans leitete Tourenwochen, ausgewählte Wanderungen in besonders schönen Berggebieten und Hochgebirgsdurchquerungen. So auch die Besteigung des über 5000 Meter hohen Ararat - nachzulesen in einem seiner zahlreichen Bücher "Türkei-Trekking unterm Halbmond" unter der Überschrift "Wo Noah wirklich gelandet ist"! Hans verfaßte auch die nachstehend interessante Erzählung:

Die Zünfte im Osten hatten strenge Gesetze. Jeder Neuzugang unterlag kritischer Beschau. Zunftmitglied werden, war schwierig, bei kleinen Zünften besonders! Unterkommen aber bei einer, deren wenige Mitglieder gar noch namentlich bekannt waren, wie sollte so was gehen? Eine solche überaus hochberühmte Männer-Kommunität war die Gilde der Märchenerzähler. Das Undenkbare geschah: Eine Frau konnte in dem exklusivem Männer-Orden Fuß fassen. Ihr Name ist noch nicht überall vergessen. Sie hieß Elsa Sophia von Kamphoevener.

Aufgewachsen war sie in Konstantinopel. Ihr Vater: Militärberater beim Sultan. / 15-jährig, unterm Schutz von Dienern und Soldaten, durfte sie ausreiten: In Kleidern eines jungen Bey. Bey bedeutet „Herr“. Auf die Weise kam sie weit herum in Anatolien. Nahte die Dunkelheit, strebte sie der nächsten Karawanserei zu. Die Diener kümmerten sich ums Pferd. Der „Bey“ hockte im Schein des Nachtfeuers dann bei Kamelen, Pferden, Eseln und Schafen und hing am Mund des Märchenerzählers. So hat er, der eine Frau war, die über Generationen erzählten Nomadengeschichten gehört und gelernt. Märchenerzähler ersetzten damals Radio und Fernsehen. Sie waren beliebt, - und überall willkommen, wo immer sie auftauchten.

Der junge Bey, der ein Mädchen war, sprach türkische, arabische und kurdische Dialekte. Es wurde bekannt, dass er selber Märchen erzählte, kunstfertig und spannend. Fehim Bey, der berühmte Mazarlyk-dji, Zunftmeister der Märchenerzähler, hörte sich den Jungen an. War begeistert von seinem außergewöhnlichen Vortrag. Weil er so ganz echt türkisch erzählte, ließ er sich manchmal von ihm vertreten. Es kam sooo weit, dass er dem Bey, der Elsa Sophia hieß, ahnungslos, wie er war, die Manneswürde eines „Meddeh“ verlieh: Der Titel galt so viel wie ein Märchenerzähler-Meisterdiplom. Eins der populärsten Märchen des ganzen Alten Orients – meisterhaft vorgetragen von der Kamphoevener – ist das Basilikummädchen.

In ein fernes Königreich weit hinter Griechenland kam der Nachbarkönig auf Besuch. Beide Könige hatten mit gewonnenen Kriegen, gefangen genommenen Feinden und von ihnen beeindruckten Frauen schon genug geprahlt, da bot der Gastgeberkönig das pompöseste Eigenlob auf, als man in den Speisesaal kam. Dort bogen sich die Tische von den riesigen Mengen an Köstlichkeiten, und da die Sommernacht so herrlich war, hatte man die Fenster weit geöffnet. Ein Silbertablett nach dem andern schleppten die Diener herbei, - als plötzlich der Nachbarkönig von seinem Sessel hochfuhr und mit bebenden Nasenflügeln zu den offenen Fenstern eilte, laut fragend: „Was ist das, noch nie habe ich Köstlicheres, Feineres gerochen als diesen Duft!“

Da der königliche Gast aus der Nachbarschaft bekannt war für seine sensible Nase, wollte natürlich keiner zugeben, dass er außer gesunder Landluft eigentlich gar nichts besonderes riechen konnte. Ärger und Wut befielen den Gastgeber-König wegen dem dummen Duft und sogleich ließ er den Minister für Essensfragen kommen, der eine Abordnung in die Wälder schickte, herauszufinden, welches Gewächs diesen Duft ausströmte, - wobei natürlich alle anderen Gäste in überzeugend wortreicher Lüge erklärten, sie seien stolz den so hocharomatischen Geruch in ihrem Königreich zu haben. - Als es zum Abschied kam, tickte das Herz des Gastgeberkönigs wie eine Zeitbombe, - er stand kurz davor, über die Maßen blamiert dazustehen und zugeben zu müssen, er habe den Duft weder orten noch erklären können. Da stürzte der König mit der sensiblen Nase auf ein Bauernmädchen zu, das gerade vorbeikam. Einen Kräuterbuschen hielt es in Händen. Der Gastgeberkönig beauftragte das Mädchen: „Bring von dem Kaut so viel wie du nur tragen kannst.“ Der königliche Gast nahm das Geschenk in seliger Dankbarkeit entgegen und vertraute es seinem allertreuesten Diener an. Die Könige umarmten sich und seitdem heißt das duftende Kraut Basilikum, das bedeutet Königskraut, weil „basileus“ im alten Griechisch eben „König“ heißt.

Basilikum ist eine Blume aus Allahs Garten, - sie gehört zum Orient. / „Orient“, was ist das? Früher war alles Orient, wo von uns aus gesehen die Sonne aufgeht. Alles war gemeint bis China und weiter. Heute bedeutet „Orient“ nur den „Nahen Osten“. Dazu gehören Ägypten, Syrien, das Heilige Land, die Türkei, Mesopotamien mit Euphrat und Tigris, Iran, Irak, - und die arabische Halbinsel mit Jordanien, Libanon, den Emiraten und dem Jemen.

Romantisch-märchenhaft und ein wenig zurückgeblieben, nein, das ist der Orient nicht mehr. Großstädte im Osten, modernste Bauten, höchste Türme, Hotels in der Wüste, die Fluglinien der Emirate sprechen eine andere Sprache. Und doch: Singende Imame mit hennarot gefärbten Bärten, die Wasserpfeife in verräucherter Kneipe, Holzschnitzgitter an Haremsfenstern, - Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel und Basilikum in kleinsten Kräutergärtchen: Es gibt sie noch die poetische Seite des Orients! Wenn beispielsweise ein Nomadenfürst Be-sucher willkommen heißt, mit großer Gebärde hinweist über Zelte und Weideland, so weit das Auge reicht, mit den Worten: „Dieser Bereich sei Euer, bewegt Euch sorglos und frei, Gäste seid Ihr des Lagers, Ihr steht unter unserem Schutz!“, dann dürfen die Fremden sich an die uralte sprichwörtliche Gastlichkeit des Orients erinnert fühlen. Das gilt auch heute noch.

Durch die einst nach Bayern geholten Fachkräfte aus der Türkei konnte Hans, der einige als Freunde gewinnen konnte, deren Heimat erkunden!

Montag, 15. März 2010

"...Innen und andere weise Wesen"

"....Innen und andere weise Wesen" ging nicht nur an die Presse, sondern auch an die "einschlägigen" Institutionen.
Als regelmäßiger Hörer und Leser fällt uns seit geraumer Zeit ein Umstand auf, der uns niemals aufgefallen wäre, gäbe es nicht die zum Teil aggressiv vertretene "-/-Innen" Schreib- und Auseinanderteil-weise. Ein Beispiel:Gab es früher Schüler (die für uns alle Menschen in einer Schule bezeichneten - und somit mit einem Geschlecht nichts zu tun hatte; hier wurde erst ein Geschlechter-separierendes-Denken eingeführt) so gibt es heute Schüler/innen, SchülerInnen, gar Schüler_innen usw., wobei man hier wirklich eine fast österreichische Lösung in der Schrift hat, wenn dann zwei Worte. Auseinander gehört, was auseinander gehört, Schüler und Schülerinnen - zwei Geschlechter, dann bitte (wenn gefordert) zwei Wörter - unlesbare Texte sind u.a. Folge, aber was solls?Wir, als Menschen männlichen Geschlechts, sehen nun auch nicht mehr ein, dass eine, für uns Männer diskriminierende Sprachweise verwendet wird. Die durchwegs gängige Verwendung von männlichen Schreibweisen, wenn es sich um "Negatives und Verbrechen" handelt, ist durchaus beachtenswert.Auf der Club2 Homepage war jüngst für die Sendung vom 2.12.2009 von "Terroristen, Serienmördern, Schwerverbrechern zu lesen, deren Geschichte auf uns eine starke Faszination ausübt."Wir finden es ziemlich diskriminierend, wenn immer nur von Verbrechern, Mördern etc.gesprochen wird, gibt es doch auch Verbrecherinnen, Terroristinnen, Serienmörderinnen, usw.Eine kurze wahre Begebenheit von Marcel Österreicher dazu: "Als ich neu als Jugendbetreuer in einem Jugendzentrum begonnen habe, überreichte mir eine Kollegin einen Zettel und sagte: "Hier der MitarbeiterInnenvorsorgezettel, den solltest dir durchlesen."Bereits aufmerksam gemacht durch vorhergehende ähnlich gelagerte Gespräche, hielt ich kurz inne, und sagte dann zu ihr, dass sie wohl das Mitarbeitervorsorgeblatt meine, da ich ja männlich sei, daraufhin entgegnete sie mir, Zitat: "Ich habe das 'I' groß ausgesprochen".
Nach dieser Diktion (die z.B. an der FH St. Pölten "angelernt" wird, wie auch in den österreichweiten AMS-Kursen, die ein verpflichtenden Gender-Modulen enthalten müssen) würde es ausreichen, wenn in Zukunft, z.B. in den ORF-Sendungen, nur noch von VerbrecherInnen, MörderInnen, TerroristInnen gesprochen wird . Das "I" muss künftig "groß" ausgesprochen und geschrieben werden, da ja niemand diskriminiert werden darf - auch wir Männer nicht.
Marcel Österreicher Kurt Noé-Nordberg